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Das laufende SNF-Projekt «Nützliche Wissenschaft, Naturaneignung und Politik. Die Oekonomische Gesellschaft Bern im europäischen Kontext, 1750–1850» (www.oeg.hist.unibe.ch) am Historischen Institut der Universität Bern untersucht die Reformbewegung der ökonomischen Patrioten und fragt nach Generierung, Kommunikation, Umsetzung und Folgen neuer «nützlicher» Wissensbestände. Albrecht von Haller ist einer jener für die Oekonomische Gesellschaft charakteristischen Akteure, die gleichzeitig als wissenschaftliche Fachexperten, als Verwaltungsleute und als Regierungsmitglieder agieren. Haller wird dabei weniger als singuläre Erscheinung, sondern in vergleichender Perspektive zusammen mit anderen gelehrten Magistraten wie Samuel Engel, Daniel Fellenberg, Emanuel von Graffenried von Burgistein, Niklaus Emanuel Tscharner und Vinzenz Bernhard Tscharner betrachtet. Martin Stuber

Im SNF-Projekt «Arzt und Patient um 1730» wird das vom noch nicht 30jährigen Haller 1731–1736 während seiner ärztlichen Praxis in Bern detailliert in lateinischer Sprache geführte Journal untersucht und ediert. Das Projekt ist vom Befund geleitet, dass wir trotz allen sozialgeschichtlichen Bemühungen über den konkreten medizinischen Alltag früherer Epochen noch immer lückenhaft informiert sind. Dies gilt auch für die ärztliche Praxis als zentralem Ort der Interaktion zwischen Arzt und Patient, an dem sich entscheidende soziale Prozesse und Strukturen festmachen lassen. Die Praxis wird sowohl aus ärztlicher wie aus Patientensicht beleuchtet. Dadurch sollen neue Erkenntnisse über das soziale Gefüge und Verhalten der Patientenschaft, die dem Arzt vorgelegten Leiden, die vorgenommenen Massnahmen und die für das Handeln wegleitenden Konzepte gewonnen werden. Urs Boschung

Im Jubiläumsjahr 2008 fand die Tagung «Praktiken des Wissens und die Figur des Gelehrten im 18. Jahrhundert statt». Das Tagungsprogramm finden Sie hier, die Abstracts hier. Die Publikation der Tagungsakten ist in Arbeit. Hubert Steinke

Ein zentrales Charakteristikum moderner Wissenschaft ist ihr Prozesscharakter. Wissenschaftliche Forschung findet nicht als einmaliger und individueller Akt der Wahrheitsfindung statt, sondern als Kontinuum von Bemühungen in vielfältigem Zusammenspiel von Personen und Institutionen. Für diesen neuen dynamische Wissenschaftsmodus, der sich im 18. Jahrhundert durchzusetzen beginnt und der bis heute bestimmend bleibt, gilt Göttingen als paradigmatischer Fall, namentlich im Zusammenspiel zwischen institutionellem Netzwerk - Universität, Universitätsbibliothek, Göttingische Gelehrte Anzeigen (GGA), Societät/Gesellschaft der Wissenschaften (GdW) – und personenzentrierten Netzen herausragender Akteure wie Gerlach Adolph von Münchhausen, Christian Gottlieb Heyne und Albrecht von Haller. In diesem Kontext wird zur Zeit in Kooperation zwischen verschiedenen Institutionen in Bern und Göttingen ein Forschungsprojekt vorbereitet. Martin Stuber