Seine ersten Lebensjahre verbringt Haller ausserhalb von Berns Stadtmauern.
Als jüngstes von fünf Kindern kommt Albrecht Haller 1708 im Hasligut an der Aare zur Welt.
Die Eltern sterben, als Albrecht noch ein Kind ist.
Die Familie Haller lebt bis zum Tod des Vaters im Jahr 1721 im Hasligut.
Joseph Plepp zugeschrieben, 1623
© Bernisches Historisches Museum, Inv. 807
×Befestigungen und die Aare trennen die Stadt Bern vom Umland.
Das Hasligut, wo Haller aufwächst, liegt in einer Lichtung zwischen Bremgartenwald und Fluss.
Die Karte erfasst die Bauholzbestände im Bremgartenwald.
Sie illustriert aber auch deutlich, dass die Hallers weit vor der Stadt leben.
Haller fällt schon als Kind durch Fleiss und grossen Wissensdurst auf.
Auch Notizen aus späteren Jahren zeigen Haller bestrebt, von sich das Bild eines fleissigen Knaben zu vermitteln.
Vom Ofen herab predigt der fünfjährige Albrecht den Bediensteten im Haus aus der Bibel.
Im Alter von 9 Jahren trägt er die Lebensdaten von 1000 bis 2000 berühmten Personen zusammen.
Der Degen ist das Symbol für den Eintritt in die Welt der Erwachsenen.
Im 18. Jahrhundert tragen Persönlichkeiten von Stand einen reich verzierten Kavaliersdegen.
Ein Knabendegen markiert den Beginn eines neuen Lebensabschnitts.
Die Aufnahme in die Hohe Schule berechtigt Haller schon früh zum Tragen von Hut und Degen.
Das Porträt entstand wahrscheinlich zu Beginn von Hallers Studienzeit.
Haller trägt eine gepuderte Lockenperücke, Halsbinde und ein Spitzenhemd unter einer dunklen Jacke.
All dies lässt den ernst blickenden Jüngling älter erscheinen als er vermutlich ist.
Medizinhistoriker schätzen das Alter des Porträtierten neuerdings auf 16 Jahre.
Der Schulrat beschliesst ausnahmsweise die Aufnahme des frühreifen Knaben.
Üblicherweise tritt man mit 14 oder
15 Jahren in die Hohe Schule ein.
Die Aufnahmeprüfung verlangt das Übersetzen eines deutschen Textes
ins Lateinische.
Der 9-jährige Haller liefert in der verfügbaren Zeit noch eine griechische Übersetzung hinzu.
Haller ist wohl hochbegabt, aber auch ein durchaus normaler Jugendlicher.
Haller verbringt 1722/23 ein Jahr in Biel bei seinem Onkel Dr. med. Johann Rudolf Neuhaus.
Er schreibt später, er habe sich dort monatelang eingeschlossen und Verse geschrieben.
Sein Ausgabenbuch belegt aber auch häufiges Geldspiel, Besuche im Wirtshaus und Ausflüge mit Freunden.
Die Universitätsstadt Tübingen erscheint Haller als die «grosse Welt».
1723 beginnt Haller in Tübingen mit dem Studium der Medizin.
Hallers Tagebuch und gewissenhaft geführte Ausgabenlisten zeigen, dass der fleissige Student geselligen Anlässen gegenüber nicht abgeneigt ist.
Zweimal wird Haller gar Zeuge von folgenschweren Taten studentischen Leichtsinns.
Die medizinische Fakultät von Leiden ist eine der fortschrittlichsten in Europa.
Die Universität Leiden ist im 18. Jahrhundert bekannt für die experimentellen Naturwissenschaften.
Die bedeutenden Mediziner Hermann Boerhaave und Siegfried Albinus locken zahlreiche Studenten nach Leiden, darunter auch Haller.
Die Studenten lernen hier, ihre Erkenntnisse auf Erfahrung und Experiment zu stützen.
Andreas Vesal, Basel, 1543
© Bern, Zentralbibliothek der Universitätsbibliothek, Kp I 69
×Andreas Vesal begründet 1543
die moderne Anatomie.
Der Paduaner Anatom misstraut den antiken Autoritäten und untersucht den Körper selbst.
Seine Tafeln sind von einer bis dahin unbekannten Naturtreue und Ausdruckskraft.
Bis ins 18. Jahrhundert sind sie das Modell, an dem sich Anatomen und Künstler messen.
Bernhard Siegfried Albinus, Leiden, 1747
© Bern, Zentralbibliothek der Universitätsbibliothek, ZB PW 101:1
×Albinus präsentiert den Menschen als perfektes Geschöpf Gottes.
Die Studenten widmen sich ausführlich der Anatomie, ist diese doch die zentrale Grundlage der Medizin.
Albinus betont in seinen Darstellungen die Eleganz und Harmonie des menschlichen Körpers.
Albinus’ Atlas von 1747 wird auch von Haller hoch geschätzt.
Der junge Doktor widerspricht einem berühmten Anatomieprofessor.
Georg Daniel Coschwitz hatte die Entdeckung eines neuen Speichelgangs verkündet.
Haller wirft ihm in seiner Dissertation vor, nicht sorgfältig gearbeitet zu haben.
Er weist durch Wachseinspritzungen nach, dass Coschwitz nur eine kleine Vene gesehen hatte.
Mit 19 Jahren tritt Haller ein in die Welt der Ärzte und der Gelehrten.
Im Diplom wird Hallers «höchste Gelehrtheit» und «medizinische Erfahrung» gelobt.
Praktische Erfahrung am Krankenbett konnte man im Studium aber kaum gewinnen.
Der Doktortitel von der berühmten Universität Leiden ist dennoch ein idealer Karrierestart.
Siegfried Albinus zeigt an sezierten Leichen den Aufbau des menschlichen Körpers.
Seit dem 16. Jahrhundert gehört das Sezieren zur Ausbildung von Medizinern.
Im anatomischen Theater lernen die Studenten Organe und Muskeln durch Anschauung am Leichnam kennen.
Haller erkauft sich die Erlaubnis, an der anderen Seite der Leiche nachzumachen, was Albinus an der einen Seite präpariert hat.
Nach Rembrandt, 1632, Kopie 19. Jahrhundert
© Bernisches Historisches Museum, Inv. 61535
×In Holland kannte man Anatomie Vorführungen schon im 17. Jahrhundert.
An der Leiche eines hingerichteten Verbrechers erklärt der Arzt Dr. Nicolaes Tulp die Skelettmuskulatur.
Die Anwesenden gehören der Gilde der Barbiere und Chirurgen an.
Rechts unten steht wohl ein Lehrbuch der Anatomie zum Vergleich mit dem Gezeigten.
In London besucht Haller nicht nur das touristische Angebot der Stadt.
Ohne Englischkenntnisse kommt Haller am
26. Juli 1727 in London an. Im Tower besichtigt er die Kronjuwelen.
Neben den touristischen Stätten widmet sich Haller aber auch seinen Fachgebieten.
Er besucht Londoner Chirurgen, Anatomen und den botanischen Garten von Chelsea.
Albrecht von Haller, 1727/1728
© Burgerbibliothek Bern, N Albrecht von Haller 38
×Haller erweitert seinen Horizont durch Reisen und kritische Beobachtung.
Reisende Gelehrte bereiten sich durch Lektüre von Reiseführern vor und führen oft ein Tagebuch.
Wichtig ist der Besuch von Persönlichkeiten, um Kontakte für die Karriere zu knüpfen.
Haller beobachtet Land und Leute genau und hält Vorzüge wie auch Schwächen fest.
In Paris trifft Haller die Entscheidung, keine lebenden Menschen zu operieren.
Er beschliesst dies, nachdem er bei dem Chirurgen Henri-François Le Dran mehreren erfolglosen Operationen beiwohnte.
Um selbst die Anatomie zu studieren, beschafft sich Haller heimlich ausgegrabene Leichen.
Als er deswegen angezeigt wird, wendet sich Haller nur noch dem Theater und der Oper zu.
L. Heister, Chirurgie, 1. Aufl. 1719/1770
© Bernisches Historisches Museum, Inv. 15009
×Der Blasenstein ist äusserst schmerzhaft, die Operation sehr gefährlich.
Am 19. November 1727 verfolgt Haller eine Operation bei Le Dran.
Le Dran muss fünfmal in die Blase stechen und «so oft alle Werkzeuge reinstossen mit grausamem Schmerz. Der Kranke war sehr geduldig.»
Die Blase fällt in sich zusammen, der Patient stirbt am nächsten Tag.
Schwierige Operationen werden an der Leiche geübt.
Bei Kopfverletzungen muss unter Umständen der Schädel mit einem Bohrer geöffnet werden.
Das Etui enthält den Drehgriff mit drei Bohrern unterschiedlicher Grösse sowie Hilfsinstrumente.
Die Studenten üben den gefährlichen Eingriff am 20. Oktober 1727 in Le Drans Operationskurs an der Leiche.
In Basel wird Haller mit der «poetischen Krankheit» und der Liebe zur Botanik angesteckt.
Der Studienfreund Johannes Gessner weckt bei Haller die Begeisterung für die Botanik.
Gemeinsam unternehmen die beiden im Sommer 1728 eine vierwöchige Wanderung in den Schweizer Bergen.
Die Reise inspiriert Haller zum «Alpengedicht» und bildet den Anfang seiner systematischen Pflanzensammlung.
Botanik
Die Ausbeute seiner botanischen Reisen dokumentiert Haller systematisch.
Haller sammelt und beschreibt die Pflanzen, die in der Umgebung seines neuen Wohnorts vorkommen.
Er untersucht den inneren Aufbau jeder Pflanze und notiert die Merkmale ihres Standortes.
Haller entwickelt ein eigenes System zur Klassifizierung der Pflanzen und ordnet seine Verzeichnisse und das Herbarium demgemäss.
Albrecht von Haller, 1728–1777
© Paris, Muséum national d’Histoire naturelle, Herbier Haller
×Hallers Herbarium enthält in 61 Bänden über 10'000 Belege.
Besonders interessieren ihn auch landwirtschaftlich nutzbare Arten und Sorten.
Band 41 enthält die Familie der Gräser, zu der Getreide und viele Futterpflanzen zählen.
Zahlreiche Pflanzen erhält Haller im internationalen Tausch mit Botanikern.
Botanik
Linné und Haller zählen zu den bedeutendsten Botanikern des 18. Jahrhunderts.
Carl von Linné und Haller stehen während zwölf Jahren in regem Briefkontakt.
Beide beschäftigen sich mit ähnlichen Fragen zur Benennung der Pflanzen, jedoch mit unterschiedlichen Ergebnissen.
Forscher wie Haller und Linné entwickeln die Botanik vom Nebenzweig der Medizin zur eigenen Wissenschaft.
Entdeckung der Alpen
Die ersten Bilder von Gletschern entstehen im Dienst der Alpenforschung.
Am Beginn der Erforschung des Hochgebirges zu Anfang des 18. Jahrhunderts stehen
J.J. Scheuchzer und L. Marsigli.
Der Zürcher Scheuchzer vermittelt seinem Briefpartner Marsigli den Kontakt zum Winterthurer Maler Felix Meyer.
Für den italienischen Universalgelehrten malt Meyer Ansichten der Schweizer Alpenwelt.
Johann Jakob Scheuchzer, Zürich, 1716
© Burgerbibliothek Bern, Mül S 684
׫Beschreibung der Elementen, Grenzen und Bergen des Schweitzerlands»
Scheuchzer ist der erste grosse Erforscher der Schweizer Alpen.
Auf seiner Schweizreise von 1728 erweist Haller dem Zürcher Universal-gelehrten mit einem Besuch die Ehre.
Mit seiner Spezialisierung auf die Botanik beschreitet Haller später einen anderen Weg.
Entdeckung der Alpen
Hallers Alpengedicht steht am Anfang des Tourismus in den Schweizer Bergen.
Im Gedicht «Die Alpen» stellt Haller die ehemals als Ort des Schreckens geltende Bergwelt in ein neues Licht.
Er schwärmt von den überwältigenden Gebirgslandschaften und ihren tosenden Wasserfällen.
Hallers Verse locken unzählige Reisende in die Schweizer Berge, die bald zum Standardziel der Elite Europas werden.
Johann Rudolf Huber, Bern, 1735
© Privatbesitz, Foto: Burgerbibliothek Bern, Neg. 2453
×Sinnend scheint der 28-jährige Haller vom Schreiben aufzublicken.
Das Gebirge im Hintergrund spielt auf Hallers 1732 publizierte Dichtung «Die Alpen» an.
Man erkennt den unteren Grindelwaldgletscher und die Fiescherhörner.
Huber, seinerzeit der bedeutendste Maler in Bern, griff für die Landschaft auf eine vor Ort ausgeführte Skizze zurück.
Albrecht von Haller, 1729 «Die Alpen»
Stefan Suske liest Ausschnitte aus Albrecht von Hallers Gedicht.
Albrecht von Haller, Bern, 1732
© Burgerbibliothek Bern, Haller A 1
×Diese Gedichte machen Haller zum meistgelesenen Dichter deutscher Zunge.
«Die Alpen» erscheint erstmals 1732 in Hallers «Versuch schweizerischer Gedichten».
Der Band erhält zu Hallers Lebzeiten elf autorisierte Neuauflagen und zahlreiche Nachdrucke.
Übersetzungen gibt es auf Französisch, Italienisch, Englisch, Holländisch, Schwedisch und Russisch.
Albrecht von Haller, Bern, 1734
© Bernisches Historisches Museum
×Hallers bekannteste Dichtung verändert die Wahrnehmung des Gebirges.
Lange wurde das Hochgebirge als furchteinflössende Gegend gemieden.
Haller schwärmt von der Erhabenheit der Gebirgswelt und lockt damit die Gebildeten aus ganz Europa in die Schweizer Berge.
Das Phänomen des Tourismus nimmt seinen Anfang.
Entdeckung der Alpen
Caspar Wolf führt die Alpenmalerei zu ihrem ersten Höhepunkt.
Der Maler Caspar Wolf aus Muri im Aargau reist mit dem Verleger Abraham Wagner zu Studien ins Gebirge.
Die Eindrücke dieser Reisen verarbeitet Wolf zu grossartigen Landschaftsgemälden.
Zur gedruckten Ausgabe einer Serie von Wolfs Ansichten der Schweizer Bergwelt schreibt Haller das Vorwort.
R. Henzi (Hrsg.), Amsterdam, 1785
© Bernisches Historisches Museum, Inv. 10000
׫Beschreibung der Elementen, Grenzen und Bergen des Schweitzerlands»
Scheuchzer ist der erste grosse Erforscher der Schweizer Alpen.
Auf seiner Schweizreise von 1728 erweist Haller dem Zürcher Universal-gelehrten mit einem Besuch die Ehre.
Mit seiner Spezialisierung auf die Botanik beschreitet Haller später einen anderen Weg.
Aquatinta nach Caspar Wolf, Amsterdam, 1785
© Bernisches Historisches Museum, Inv. 10000
×Kolorierte Wiedergaben von Wolfs Gemälden finden breiten Absatz.
Beim Vergleich mit dem Original fällt auf: Der Kopist hat die Bruchformen im aufgetürmten Geröll nicht, wie Wolf, mit dem Blick des Forschers wiedergegeben.
Und auch die Wolken folgen eher dem Publikumsgeschmack als der Meteorologie.
Aquatinta nach Caspar Wolf, Amsterdam, 1785
© Bernisches Historisches Museum, Inv. 10000
×Kein Maler vor Caspar Wolf hat sich so weit zu den Eismassen vorgewagt.
Den gleichen Gletscher hatte Felix Meyer noch als aussergewöhnliches Gebilde der Natur wiedergegeben.
Wolf betont Rhythmus und Wieder-holung der Formen in Eis und Fels.
Er deckt damit die Gesetzmässigkeit der Naturkräfte auf.
Aquatinta nach Caspar Wolf, Amsterdam, 1785
© Bernisches Historisches Museum, Inv. 10000
×Der Steg passiert den engen Zugang zum Tal von Grindelwald.
Ein Bergbauernpaar, das den Steg an der höchsten Stelle betritt, lässt den Betrachter schwindelnd erschauern.
Die kleinen Gestalten vor dem hellen Himmel stehen im Zentrum der Komposition.
So werden sie zum Sinnbild eines kargen, aber selbstbestimmten Lebens verklärt.
Aquatinta nach Caspar Wolf, Amsterdam, 1785
© Bernisches Historisches Museum, Inv. 10000
×Mit 297 m einer der höchsten Wasserfälle der Schweiz
Vom Dorf Lauterbrunnen aus ist der Fuss des Staubbachfalls leicht zu erreichen.
Spaziergänger auf dem grasbewachsenen Hügel bewundern das im Sturz zerstäubende Wasser.
1775 dichtete Goethe hier den «Gesang der Geister über den Wassern».
Nach Studium und Reisen lässt sich Haller als praktizierender Arzt in Bern nieder.
Im Zentrum einer medizinischen Abklärung steht im 18. Jahrhundert das Gespräch mit dem Patienten.
Eine körperliche Untersuchung findet kaum statt.
Haller behandelt vor allem Kinder und junge Frauen; ein Freund neckt ihn als «médecin des demoiselles».
Trutziger Festungsgürtel in malerischer Landschaft
Die Stadt Bern liegt im Hintergrund, umgeben von Wiesen, Feldern und Wäldern.
Mittelalterliche Stadtmauer und barocke Schanze prägten das Bild bis zum
19. Jahrhundert.
Haller führt Buch über seine ärztliche Praxis.
Das Journal dient ebenso der Dokumentation der eigenen Praxis wie der wissenschaftlichen Auswertung.
Haller besucht die Patienten zu Hause und notiert kurz Beschwerden und eingeleitete Therapie.
Die Praxis läuft zufrieden stellend, lässt ihm aber auch Zeit für anatomische und botanische Studien.
Die Reinigung und Behandlung des Darms wirkt sich auf den ganzen Körper aus.
Beim Einlauf oder Klistier wird rund ein halber Liter Flüssigkeit in den Darm gelassen.
Neben Tabletten, Salben, Tee und Umschlägen ist er eine der wichtigsten Formen der Heilmittel-Anwendung.
Er wird bei Verdauungsbeschwerden sowie generell zur Heilung des Körpers eingesetzt.
Der Apotheker stellt die vom Arzt verschriebenen Heilmittel her.
Die medikamentöse Therapie beschränkt sich fast ausschliesslich auf Heilkräuter.
Jede Pflanze wirkt mit ihren besonderen Eigenschaften auf das Gleichgewicht der Körpersäfte ein.
Im Mörser werden die Zutaten zu komplex zusammengesetzten Medikamenten verrieben.
1761
© Bern, Institut für Medizingeschichte / Bernisches Historisches Museum, Inv. 20734
×Der Aderlass ist eines der ältesten medizinischen Heilverfahren.
Gemäss der antiken Säftelehre stört eine Erkrankung das Gleichgewicht der Körpersäfte.
Das Ablassen von Blut soll das Gleich-gewicht der Säfte wiederherstellen.
Mit Schnepper oder Lanzette öffnet man eine Vene und lässt pro Aderlass etwa zwei bis drei Deziliter Blut ab.
Beim Schröpfen wird aus der geritzten Haut Blut abgesogen.
Löst man den Schnepper aus, schnellen kleine Klingen in die Haut des Patienten.
Dann werden die erwärmten Schröpfköpfe aufgesetzt, die beim Erkalten ein Vakuum erzeugen und Blut ansaugen.
Schröpfen und Aderlass gehören auch bei Haller zur Standardtherapie.
Eine Wundergeburt erregt Aufsehen und wird öffentlich seziert.
Am 2. Mai 1735 gebiert Anna Pelet in Corcelles siamesische Zwillinge, die bei der Geburt sterben.
Haller seziert die Leichname während drei Tagen im anatomischen Theater; der Rat entschädigt die Eltern mit 50 Talern.
Hallers Assistent Johann Ludwig Hommel präpariert das Skelett.
Johann Sebastian Dür, Zeichner, 1735
© Burgerbibliothek Bern, N Albrecht von Haller 3
×Haller sieht in den Zwillingen ein Zeichen göttlicher Weisheit und Allmacht.
Die Frage ist, ob Missbildungen dem Zufall oder göttlicher Vorsehung entspringen.
Haller erkennt, dass die Organe für ein Überleben der Zwillinge optimal angeordnet gewesen wären.
Dies sei Beweis für Gottes Allmacht, neue Wesen zu schaffen und für ihr Leben zu sorgen.
Haller bewirbt sich erfolglos um eine Professur und die Stelle als Stadtarzt.
Haller möchte seine berufliche Zukunft in Bern sichern.
Eine Stelle als Stadtarzt bleibt ihm versagt, aber der Rat lässt für Haller ein anatomisches Theater errichten.
Haller widmet sich deshalb verstärkt der Forschung und der Zergliederung von Leichen.
Im Jahr 1731 heiratet Haller seine grosse Liebe Marianne Wyss.
Haller lernt Marianne in seiner Tätigkeit als Arzt kennen und hält mit dem Liebesgedicht «Doris» um ihre Hand an.
Hallers zukünftige Frau ist mit dem späteren Schultheiss Isaak Steiger verwandt.
Durch diese Verbindung erhofft Haller sich auch bessere Wahlchancen in staatliche Ämter.
Das bekannteste Liebesgedicht in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts
Mit dem Gedicht wirbt Haller 1730 um die 19-jährige Marianne Wyss.
Haller selbst hält seine ärztliche Tätigkeit für wichtiger als seine Dichtkunst.
«Ein Dichter vergnügt eine Viertelstunde, ein Arzt verbessert den Zustand eines ganzen Lebens», ist seine Begründung.
Universität Göttingen
1734 gründet Kurfürst Georg II. August von Hannover in Göttingen eine Universität.
Das abgelegene Göttingen soll die Studenten vor Ablenkung bewahren.
Universitätskurator Gerlach Adolph Freiherr von Münchhausen lockt mit guten Rahmenbedingungen renommierte Professoren nach Göttingen.
Die 1737 eröffnete Bibliothek ist die erste Forschungsbibliothek der Welt und das Modell für alle späteren Universitätsbibliotheken.
Georg Daniel Heumann, Göttingen, 1747
© Göttingen, Nieders. Staats- und Universitätsbibliothek, Gr 2° H. Hann V 29 Rara
×Dieses Blatt geht der Mappe mit Ansichten von Göttingen voraus.
Das fiktive Denkmal ehrt Freiherr Gerlach Adolph von Münchhausen. Im Auftrag des Gründers Georg II.
August hat Münchhausen den Aufbau der neuen Universität vorangetrieben.
Während 40 Jahren hat er sich für die Universität Göttingen eingesetzt und sie zum Erfolg geführt.
Georg Daniel Heumann, Göttingen, 1747
© Göttingen, NSUB, Gr 2° H. Hann V 29 Rara
×Die Serie von Kupferstichen stellt Stadt und Universität Göttingen vor.
Der Wettbewerb um die besten Gelehrten und die meisten Studenten hat sich im 18. Jahrhundert verschärft.
Die Mappe soll die junge Universitätsstadt bekannt machen und Studenten nach Göttingen locken.
Der Stadtplan gibt Orientierung für Neuankömmlinge.
Georg Daniel Heumann, Göttingen, 1747
© Göttingen, Nieders. Staats- und Universitätsbibliothek, Gr 2° H. Hann V 29 Rara
×Die neue Universität braucht neue Räumlichkeiten.
Das Kollegiengebäude wird 1734/36 an der Stelle des Dominikanerklosters errichtet.
Vorher hatte das ehemalige Kloster ein Gymnasium beherbergt.
Im Kollegiengebäude sind Hörsäle, Sammlungen und die Bibliothek untergebracht.
Georg Daniel Heumann, Göttingen, 1747
© Göttingen, Nieders. Staats- und Universitätsbibliothek, Gr 2° H. Hann V 29 Rara
×Die Forschungsbibliothek ist eine Attraktion.
Die Universitätsbibliothek Göttingen geht neue Wege in der Anschaffung von Büchern.
Bisher war das Ziel einer Bibliothek, eine möglichst umfassende Sammlung von Wissen anzulegen.
Die Göttinger Bibliothek konzentriert sich auf den Kauf von Literatur für die Forschung.
Georg Daniel Heumann, Göttingen, 1747
© Göttingen, Nieders. Staats- und Universitätsbibliothek, Gr 2° H. Hann V 29 Rara
×Die Gründung der Universität löste in der ganzen Stadt einen Bauboom aus.
Der Bau der Universität stand unter der Aufsicht des Landesherrn.
Georg II. August nahm auch Einfluss auf andere Bauten in der Stadt.
Vorne ist die 1737 erbaute Londonschänke zu sehen, die Unterkunft für vornehme Studenten bot.
Georg Daniel Heumann, Göttingen, 1747
© Göttingen, Nieders. Staats- und Universitätsbibliothek, Gr 2° H. Hann V 29 Rara
×Wohlhabende Menschen bevölkern Göttingens Strassen.
Die Universität bringt der Stadt wirtschaftlichen Aufschwung.
Mit der neuen Hochschule wächst auch die Einwohnerzahl.
Das zieht Gäste und Gewerbetreibende aus allen Branchen an.
Georg Daniel Heumann, Göttingen, 1747
© Göttingen, Nieders. Staats- und Universitätsbibliothek, Gr 2° H. Hann V 29 Rara
×Auf dem Göttinger Marktplatz vergnügt sich die Jugend im Schnee.
Junge Männer und Frauen vertreiben sich die Zeit bei Spiel und Spass mit Pferdeschlitten.
Diese winterlichen Spiele hatten Ritterturniere zum Vorbild.
Auch Hallers Tochter Marianne berichtet von einer vergnüglichen Schlittenfahrt in Göttingen.
Haller folgt dem attraktiven Ruf an die Universität Göttingen.
Hallers Arbeiten zur Anatomie und zur Alpenflora machen die Fachwelt auf den jungen Mediziner aufmerksam.
In Göttingen wird Haller Professor für Anatomie, Botanik und Chirurgie.
Schon vor der Abreise ist für ihn klar: Bei einer Wahl in den Grossen Rat würde er nach Bern zurückkehren.
Haller lässt sich 1745 in Bern von Johann Rudolf Studer porträtieren.
Für die Wahl in den Grossen Rat weilt Haller sechs Wochen in Bern.
Studer zeigt Haller im roten Talar der Göttinger Professoren.
Das Gemälde entsteht wahrscheinlich als neue Vorlage für den Abdruck in Bruckers «Bildersaal».
Haller prägt das Gesicht eines eines neuen Göttinger Stadtteils.
Die Universität Göttingen ist bei Hallers Amtsantritt im Aufbau begriffen.
Als Professor für Anatomie, Botanik und Chirurgie beaufsichtigt Haller den Bau des anatomischen Theaters und des botanischen Gartens.
Auf seine Initiative hin wird einige Jahre später im gleichen Viertel eine reformierte Kirche gebaut.
Balthasar Friedrich Leizel, Augsburg, um 1750
© Bernisches Historisches Museum, Inv. 61596
×Hallers Universitätsgarten wird innerhalb weniger Jahre zur Sehenswürdigkeit.
Beweis dafür ist seine Verwendung als Guckkasten-Motiv.
In dieser beliebten Jahrmarktsattraktion erhalten die Bilder durch Spiegel und Linse eine besondere Tiefe.
Guckkastenblätter sind seitenverkehrt und in der Regel intensiv koloriert.
Georg Daniel Heumann, Göttingen, 1747
© Göttingen, Nieders. Staats- und Universitätsbibliothek, gr 2° H. Hann V 29 Rara
×Haller lässt den botanischen Garten und das anatomische Theater errichten.
Unter Hallers Leitung zieht die Medizinische Fakultät Studenten aus ganz Europa an.
Die Nachbarschaft von botanischem Garten und anatomischem Theater hat Vorteile: Im Sommer lehrt Haller hier Botanik und im Winter Anatomie.
Albrecht von Haller, Göttingen, 1748
© Göttingen, Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek, Cod. Ms. Hist. 288h
×Haller sammelt erfolgreich Geld für die Errichtung einer reformierten Kirche.
Die Gründung einer reformierten Gemeinde in Göttingen liegt Haller am Herzen.
Er sammelt Geld in der Schweiz und in Holland; Bern spendet 100 Taler.
Den Tag der Grundsteinlegung am 10. Mai 1752 bezeichnet er als «den schönsten, den ich in Göttingen erlebte.»
Hallers erste Göttinger Jahre sind von schweren Schicksalsschlägen überschattet.
Nur einen Monat nach der Ankunft in Göttingen stirbt Hallers geliebte Frau Marianne.
Zwei Jahre später ereilt der Tod seinen ältesten Sohn Ludwig Albrecht.
Kurz nach der Geburt des ersten Kindes verstirbt Hallers zweite Frau Elisabeth Bucher und wenige Monate später ein weiteres Kind.
Verzweifelt sucht Haller Trost in seiner wissenschaftlichen Arbeit.
Haller betäubt seinen Schmerz mit einer ungeheuren Arbeitswut, sowohl in der Botanik wie in der Medizin.
1739 als Dekan und 1741 als Prorektor übernimmt er zudem Aufgaben in der Verwaltung der Universität.
Die Heirat mit seiner dritten Frau Sophie Amalia Teichmeyer bringt ihm neue Hoffnung.
Albrecht von Haller, Göttingen, 1749
© Burgerbibliothek Bern, Haller C 8
×Das Sammelwerk «Opuscula Botanica» enthält kleinere botanische Arbeiten.
Besuche in der Heimat nutzt Haller auch für Alpenreisen.
Die Publikationen der Reisen lässt er mit Kupferstichen der entdeckten Arten ergänzen.
Tafel II zeigt in der Mitte den 1739 am Gantrisch entdeckten «Astragalus», heute «Hallers Spitzkiel».
Albrecht von Haller, Göttingen, 1742
© Bernisches Historisches Museum, Inv. 61185
×Haller beschreibt 2000 Pflanzen, dazu Algen, Pilze, Flechten und Moos.
Damit hat er rund 70% der heute bekannten Blütenpflanzen der Schweiz erfasst.
Als Pflanzenname benutzt Haller die damals übliche, mehrteilige Kurzbeschreibung.
Die ausführliche Schilderung jeder Art umfasst auch ihren ökonomischen und medizinischen Nutzen.
Albrecht von Haller, Bern, 1768
© Burgerbibliothek Bern, Haller C 3
×Hallers Flora wird noch im 19. Jahrhundert als die reichste Europas bezeichnet.
Während Linné weltweit Pflanzen zusammenträgt, strebt Haller nach Vollständigkeit in einem begrenzten Gebiet.
Dank zahlreichen Helfern kann er den grössten Teil der Schweiz botanisch erfassen.
Auf die neuen, zweiteiligen Namen nach Linné verzichtet er aus Gründen der Genauigkeit.
Haller ist als Botaniker auch ausserhalb von Göttingen und der Schweiz aktiv.
Hallers Schwiegervater Hermann Fr. Teichmeyer ist Professor in Jena.
Haller überarbeitet deshalb auch ein 1718 erschienenes Werk zu den Jenaer Pflanzen.
Die sechs Tafeln lässt er durch Kupferstiche seines Assistenten und Zeichners Christian Jeremias Rollin ersetzen.
Joh. Wilh. Weinmann, Regensburg, 1745
© Bern, Zentralbibliothek der Universitätsbibliothek, ZB W 9
×Haller schreibt das Geleitwort zu diesem botanischen Prestigewerk.
Der Herausgeber Joh. Wilh. Weinmann kam mit seiner Apotheke zu grossem Reichtum.
Als leidenschaftlicher Botaniker richtet er einen Botanischen Garten mit etwa 9000 Arten ein.
Pflanzen aus seinem Garten lässt er in diesem Bilderwerk abbilden und beschreiben.
Carl von Linné, Stockholm, 1753
© Zentralbibliothek Bern, Br III 14
×Linné beschreibt mit seinen 8000 Arten etwa 3% der heute weltweit bekannten Pflanzen.
Die heute gebräuchliche wissenschaftliche Benennung von Lebewesen mit Gattungsname und einem Adjektiv für die Art beruht auf diesem Werk.
Linné verwendet darin die zweiteiligen Namen erstmals systematisch.
Zunächst waren sie nur als ergänzende Hilfe für Studenten gedacht.
Elisabeth Blackwell, Nürnberg, 1750/1773
© Bern, Zentralbibliothek der Universitätsbibliothek, ZB Nat. fol 1
×Das Prachtwerk stellt 600 nützliche Pflanzen in Bildern vor.
Der Herausgeber der Neuauflage, der Nürnberger Arzt und Apotheker Chr. J. von Trew, war ein Briefpartner Hallers.
Haller selbst verweist in seinen Schriften auf die Tafeln in Blackwells Werk.
Zum Leinkraut erwähnt Haller, dass es bei Hämorrhoiden sehr gelobt wird.
Anatomie
Hallers anatomischer Atlas setzt Standards in der Darstellung der Blutgefässe.
Mit seinen «Icones anatomicae» verfolgt Haller ein didaktisches Konzept.
Die Illustrationen stellen die Struktur der Adern vereinfacht dar und heben das Wesentliche hervor.
Details, Varianten und Forschungserkenntnisse werden im Text zu den einzelnen Tafeln erläutert.
Albrecht von Haller, Göttingen, 1743–1756
© Burgerbibliothek Bern, Haller D 5
×Haller ist ein starker Befürworter der Spezialforschung.
In der Anatomie konzentriert sich Haller auf die Erforschung der Gefässe.
Er untersucht ihre Strukturen an Dutzenden von Leichen, um den normalen Verlauf präzise festzustellen.
Die im Lauf von 14 Jahren erschienenen Tafeln spiegeln Hallers fortgesetzte Forschung.
Physiologie
Haller schafft die Grundlagen der modernen Physiologie.
Die Physiologie, das Wissen vom Funktionieren des Körpers, beruht vor Haller meist auf Vermutungen.
Mit dem Sezieren von Leichen und im Experiment an lebenden Tieren untersucht Haller systematisch, wie der lebendige Organismus funktioniert.
Die Ergebnisse von Hallers Forschungen führen zu einem neuen Verständnis des Körpers.
A. v. Haller, Lausanne/ Bern, 1757–1766
© Burgerbibliothek Bern, Haller D 58
×Hallers Physiologie bleibt für 50 Jahre das Standardwerk.
5000 Seiten mit 50’000 Fussnoten vermitteln den aktuellen Stand des Wissens.
Haller will die Physiologie auf ein experimentell gesichertes Fundament stellen.
Im kritischen Vergleich von Literatur und eigener Forschung gelingt ihm die erste umfassende Darstellung des Fachs.
A. v. Haller, Paris/ Lausanne, 1756–1760
© Burgerbibliothek Bern, Haller D 17
×Hallers Lehre von Reizbarkeit und Empfindung stellt die Medizin auf den Kopf.
Im Tierversuch erkennt Haller, dass für die Bewegung nur die Muskeln und für die Empfindung allein die Nerven zuständig sind.
Der Muskel reagiert auf Reize auch unabhängig von den Nerven.
Der Körper ist also keine Maschine, die von der Seele gesteuert wird.
Physiologie
Haller führt als Erster systematische Experimente an lebenden Tieren durch.
Haller ist überzeugt davon, dass der Organismus nicht ohne Versuche am lebenden Körper zu verstehen ist.
Seine Tierversuche werden in ganz Europa tausendfach wiederholt.
Im 18. Jahrhundert gibt es anders als heute kaum eine kritische Debatte um die Ethik des Tierversuchs.
Albrecht von Haller, Göttingen, 1758
© Zentralbibliothek Bern (2008 leihweise in der Burgerbibliothek Bern)
×Haller wird 1748 Chefredakteur der Zeitschrift und ein einflussreicher Kritiker.
Die Zeitschrift ist ein wichtiges Propagandamittel der Universität Göttingen.
Haller macht die «Gelehrten Anzeigen» zum führenden kritischen Wissenschaftsjournal in Deutschland.
Wie damals üblich, bespricht er in der Zeitschrift auch eigene Werke.
König Georg II.
Kaiser Franz I. Stephan, Gatte Maria Theresias, erhebt Haller in den Adelsstand.
Der englische König Georg II. versucht Haller durch eine besondere Gunst verstärkt an sich zu binden.
Deshalb erwirkt er beim Kaiser Hallers Erhebung in den Adelsstand.
In Albrecht von Hallers Heimat Bern gilt das kaiserliche Adelsdiplom indes wenig.
Auf Betreiben des englischen Königs wird Haller in den Adelsstand erhoben.
Als «Gnaden- und Gunstbeweis» darf Haller die Nobilitierung zwar annehmen.
Gemäss Beschluss des Grossen Rates von 1731 haben auswärtige Diplome und Titel im bernischen Territorium aber «keine Kraft noch Gültigkeit».
Johann Melchior Mörikofer, Bern, 1752
© Bernisches Historisches Museum, MS 3192
×Haller verhilft dem in Bern tätigen Medailleur Mörikofer zu Aufträgen.
Durch Hallers Vermittlung kann Mörikofer eine Medaille zum Geburtstag des englischen Königs schaffen.
Dazu kommt die Preismedaille der Universität Göttingen.
Beide Medaillen zeigen auf der Vorderseite das Brustbild Georgs im Harnisch mit Perücke und Lorbeerkranz.
Johann Melchior Mörikofer, Bern, 1754
© Bernisches Historisches Museum, Inv. 4118/5161
×Mörikofer schuf diese Medaille auf eigene Initiative.
Er bedankte sich damit bei Haller für den Auftrag für die Preismedaille der Universität Göttingen.
Die Darstellung lehnt sich an Mörikofers Medaille für König Georg II. an.
Die Haller-Medaille wurde in verschiedenen Preisklassen auch in Silber, Kupfer, Bronze und Zinn angeboten.
Die erste Haller-Biographie wird von seinem Schüler verfasst.
Zimmermann wohnte in Göttingen mit Haller unter einem Dach und kennt viele Details aus eigener Anschauung.
In zahlreichen Briefen an Zimmermann lenkt Haller die Lebensbeschreibung in gewünschte Bahn.
Das Titelblatt zeigt die Haller-Medaille von Mörikofer.
Professor in Göttingen
Johann Jacob Bruckners «Bildersaal» versammelt berühmte Gelehrte seiner Zeit.
Vervielfältigte Porträts von bekannten Gelehrten finden im 18. Jahrhundert guten Absatz und hängen in vielen Studierstuben.
Albrecht von Haller zählt zu den bedeutendsten Gelehrten, die in Bruckners «Bildersaal» vorgestellt werden.
Als Vorlage für den Druck lässt Haller eigens ein Porträt von sich malen.
Joh. J. Haid nach Chr. N. Eberlein, 1745
© Burgerbibliothek Bern, Sammlung Mülinen
×Mit dieser Wiedergabe seines Abbilds ist Haller nicht zufrieden.
Haller sendet dem Kupferstecher Haid einen Abdruck mit Korrekturanweisungen.
Haid entgegnet, ohne bessere Vorlage könne er das Porträt nicht verbessern.
Die Vorlage von Eberlein für dieses Blatt ist verloren.
Joh. J. Haid nach Joh. R. Studer, 1745
© Burgerbibliothek Bern, Haller E 51
×Die Ähnlichkeit mit dem Dargestellten ist nun offenkundig.
Haids zweites Porträt von Haller für den «Bildersaal» folgt dem Gemälde von Studer.
Die Züge sind kraftvoller und zugleich gefälliger mit den fülligen Locken der Perücke gerahmt.
Mit dem zur Seite gerückten Tisch gewinnt der Porträtierte mehr Raum und grössere Präsenz.
Rückkehr nach Bern
Die Wahl in den Berner Grossen Rat bewegt den berühmten Gelehrten zur Abreise.
Als Professor in Göttingen hat sich Haller einen guten Ruf als bedeutender Wissenschaftler erarbeitet.
Dank regem Briefverkehr und einem Besuch in Bern gelingt 1745 Hallers Wahl in den Grossen Rat.
Dies ist die Voraussetzung für ein Amt in der Berner Regierung – ein Wunsch, den Haller seit langem hegt.
Das Porträt entstand im letzten Jahr von Hallers Amtszeit als Rathausammann.
Der bedeutende Berner Porträtist präsentiert Haller als erfolgreichen und anerkannten Gelehrten.
Die Bücher auf dem Tisch enthalten Beiträge von Haller zu Anatomie und Physiologie.
Ein Stich nach dem Gemälde wurde in Hallers Handbuch zur Physiologie abgedruckt.
Haller in Bern
Haller tauscht seine Professur gegen ein bescheidenes Amt in der Staatsverwaltung.
Für die Gelehrtenwelt völlig unverständlich, wird Haller 1753 Rathausammann in Bern.
In den Augen der Berner Patrizier ist ein Staatsamt ein bedeutendes Ziel und eine Investition in die Zukunft der Familie.
Das Amt des Rathausammanns gilt als Sprungbrett für einträglichere Posten, auch für Haller.
Haller als Rathausammann
Der Rathausammann ist mehr als ein Hausmeister. Als Stimmenzähler wohnt der Rathausammann den geheimen Sitzungen des Kleinen Rats bei.
Mit dem Amt ist nach alter Gewohnheit ein Nominationsrecht verbunden.
Haller darf als Rathausammann bei den nächsten Wahlen einen Kandidaten ernennen.
Haller in Bern
Die Obrigkeit schafft ein neues Amt, um Haller in Bern zu halten.
Mehrmals unterbreitet die Universität Göttingen Haller attraktive Angebote, um ihn zurück zu holen.
Die Berner Obrigkeit schafft deshalb für Haller eine neue Stelle als Sanitätsrat – finanziell wenig attraktiv, aber ehrenvoll.
Haller fühlt sich in seiner Unentbehrlichkeit bestätigt und bleibt in Bern.
Haller in Bern Albrecht von Haller, Bern, 1776
© Bern, Staatsarchiv, Mandat 1776, Okt. 1.
×Als Sanitätsrat kümmert sich Haller um zahlreiche Geschäfte.
Haller verfasst für die Regierung einen Bericht zur Rettung Ertrunkener.
Auf Grund physiologischer Experimente empfiehlt er, neben Beatmung, ein Klistier mit Tabakrauch zu verabreichen.
Der Sanitätsrat setzt für jede Rettung eine Prämie von 30 Franken aus.
Haller in Bern
Die Heirat von Hallers Tochter Marianne bringt einige Turbulenzen.
Im Berner Patriziat ist eine standesgemässe Heirat von zentraler Bedeutung für die zukünftige Stellung der Familie.
Mariannes Verlobung mit Vinzenz Frisching wird aufgelöst, weil die Hallers für die Familie Frisching nicht vornehm genug seien.
Im zweiten Anlauf heiratet Marianne Franz Ludwig Jenner – keine schlechtere Partie als Frisching.
Emanuel Handmann (zugeschrieben), um 1770
© Jegenstorf, Schloss, Inv. 1638 Dep.
×Marianne Haller und Franz Ludwig Jenner heiraten im Jahr 1753.
Franz Ludwig Jenner wurde Haller als idealer Schwiegersohn der zweiten Wahl empfohlen.
Jenner entstammt ebenfalls dem Berner Patriziat.
Er habe ein gutes Herz, sei arbeitsam, und seine Familie sei nicht so hochmütig wie diejenige von Mariannes erstem Verlobten Frisching.
Bis zur Verheiratung von Hallers Tochter werden 163 Briefe gewechselt.
Durch seinen Aufenthalt in Göttingen kann Haller die Heiratsverhandlungen nicht wie üblich mündlich führen.
Ein Amt Hallers im Rat wird seine Tochter zur guten Partie machen.
Anlässlich von Mariannes Heirat 1753 kehrt Haller nach Bern zurück, um sich der Wahl zu stellen.
Sigmund Freudenberger, nach 1773
© Bern, Bundesamt für Kultur (Eigentum der Schweizerischen Eidgenossenschaft), vW 77
×Standesgemässe Beschäftigung für eine Patriziersgattin
Haller legt seinem Schwiegersohn nicht nur ans Herz, Marianne stets einfühlsam zu behandeln.
Er müsse auch wissen, dass seine Tochter das Lesen liebe.
Als Gatte solle er sie stets dazu ermuntern und geeignete Bücher für sie auswählen.
Sigmund Freudenberger, nach 1773
© Bern, Nationalbibliothek, Sammlung Gugelmann, Freudenberger C 3
×Ein Tastenspiel gehört in die Haushaltung einer Berner Patrizierin.
Marianne möchte ihrein Göttingen erworbenen musikalischen Fertigkeiten weiter pflegen.
Franz Ludwig Jenner verspricht ihr für die gemeinsame Wohnung ein Cembalo.
Damit kommt er auch dem Anliegen seines Schwiegervaters nach.
Haller und der Staat
Ein Ziel bleibt Haller Zeit seines Lebens verwehrt: der Einsitz in den Kleinen Rat.
Wer als Ratsherr gewählt ist, behält sein Amt auf Lebenszeit.
In Bern finden etwa alle zehn Jahre Wahlen statt, um die durch Tod verwaisten Ratsstellen neu zu besetzen.
1764 bietet sich für den nun 56-jährigen Haller noch einmal die Chance auf einen Sitz im Kleinen Rat, doch die Wahl misslingt.
Haller und der Staat
Haller ist ein scharfer Kritiker der Demokratie.
Rousseaus Idee der Volkssouveränität lehnt Haller entschieden ab.
Haller befürchtet Unruhen und Unordnung, wenn das Volk zu viel Macht erhalte.
Mit Nachdruck spricht er sich für die Unterordnung des Volkes unter die Herrschaft des Patriziats aus.
Albrecht von Haller, Bern, 1735
© Burgerbibliothek Bern, FA von Fellenberg 150 (2), Nr. 1
×Haller kritisiert die Abschliessungstendenzen im Berner Patriziat.
Als junger Mann kritisiert Haller 1735 die ständig sinkende Zahl an regierenden Familien.
Der Berner Rat diskutiert Hallers Denkschrift im März 1736.
Mit einer Mehrheit von 16 Stimmen wird das Memorial abgelehnt.
Als alter Mann entwirft Haller in drei Romanen sein politisches Ideal.
Haller spricht sich für die Herrschaft gleichberechtigter Patrizier aus.
Von Alltagssorgen frei, seien sie am besten zur Regierung geeignet.
Könnte das Volk wählen, so würde es nach der «demagogischen Freundlichkeit eines Kandidaten» entscheiden, fürchtet Haller.
Die Republik Bern
Die Republik Bern wird vom Schultheiss und vom Grossen und Kleinen Rat regiert.
Nach dem Gesetz ist der Grosse Rat, stell-vertretend für die ganze Burgerschaft, das oberste Organ der Republik Bern.
Faktisch führen im 18. Jahrhundert der Schultheiss und der Kleine Rat in täglichen Sitzungen die Regierungsgeschäfte.
Wichtige Entscheidungen werden vom Kleinen und Grossen Rat in gemeinsamen Sitzungen verabschiedet.
Johann Friedrich Funk I., Bern, 1735
© Bernisches Historisches Museum, Inv. 467
×Von hier präsidierten die Berner Schultheissen den Grossen Rat.
Der Thron ist das wichtigste Attribut
der Macht.
Löwenköpfe auf den Lehnen und Prankenfüsse verkörpern die hohe Stellung des hier Sitzenden.
Er ist einer der seltenen Throne überhaupt, der die Französische Revolution überlebt hat.
Das Gemälde zeigt die Segnungen der guten Regierung.
Berna hält Schild und Schwert über der Republik, den bewaffneten Bär an ihrer Seite.
Im Hintergrund wacht Fides (Glaube) mit Kelch und Bibel über Felicitas (Glück) mit Füllhorn und Staatsruder.
Felicitas erhebt den griechischen Freiheitshut als Symbol republikanischer Freiheit.
Im Zentrum der bernischen Regierung steht der Rat.
Der Zugang zum Rat ist wenigen Familien vorbehalten.
Die Familienwappen der Mitglieder des Kleinen Rates rahmen das Münster in der Mitte.
Auf den seitlichen Pfeilern finden sich die Wappen der im Grossen Rat vertretenen Familien.
Berner Oberland (?), 17./18. Jahrhundert
© Bernisches Historisches Museum, Inv. 46773
×Schwere Verbrechen wurden bis ins
19. Jahrhundert mit dem Tod bestraft.
Das 18. Jahrhundert kannte für schwere Verbrechen nur zwei Strafmöglichkeiten: Tod oder Verbannung.
Der Tod durch das Schwert galt als ehrenvoller als die Hinrichtung mit dem Strang.
Die politisch begründete Todesstrafe sollte eine Wiederholung des Vergehens verhindern.
Die Republik Bern
Im 18. Jahrhundert wird auch in Bern zunehmend Kritik am Patriziat laut.
Alle burgerlichen Familien sind grundsätzlich
für die Ämter in der Berner Regierung wahlberechtigt.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts
teilen sich aber nur noch wenige Familien die einflussreichen Posten.
Familien, die seltener in Ämtern vertreten sind, wehren sich mit Protestschriften gegen die Konzentration der Macht – so auch Haller.
Das Manifest stellt den Aufstand aus der Sicht der Obrigkeit dar.
Unzufriedene Burger strebten eine Änderung der Verfassung an.
Ziel war eine breitere Abstützung der Macht unter den burgerlichen Familien.
Die Anführer der Bewegung wurden als Verschwörer hingerichtet oder verbannt.
Einwohner ohne politische Rechte rufen zum Widerstand gegen die Obrigkeit auf.
Die Schmähzettel wurden mit Siegellack an Türen oder Mauern geklebt.
Ein Aufruf ermuntert die hugenottischen Flüchtlinge in Bern zur Flucht oder zum bewaffneten Widerstand gegen das Régime.
Der zweite kündigt ein Komplott von Bürgern und Bauern gegen die Regierung an.
Oekonomische Gesellschaft
Die Oekonomische Gesellschaft Bern will Landwirtschaft, Handel und Handwerk fördern.
Zunächst sollen die Verhältnisse des Landes systematisch beschrieben werden.
Wo sich Probleme zeigen, werden sie als Preisfragen in Zeitschriften oder eigenen Publikationen veröffentlicht.
Die besten Lösungsvorschläge werden mit einer Medaille belohnt.
Oek. Gesellschaft Bern (Hrsg.), 1764
© Burgerbibliothek Bern, OGG I 382
×Publikationsorgan der Oekonomischen Gesellschaft Bern
Das Organ der Oekonomischen Gesellschaft erscheint gleichzeitig in deutscher und in französischer Sprache.
Dies ist entscheidend für das internationale Renommee.
Das Titelblatt zeigt die Preismedaille der Gesellschaft, dazu einen Bienenkorb.
Publikationsorgan der Ackerbaugesellschaft der Bretagne
Die Ackerbaugesellschaft von Rennes in der Bretagne ist ein Vorbild der Oekonomischen Gesellschaft Bern.
Andere Vorbilder sind die ökonomischen Gesellschaften in Edinburgh (gegründet 1723), Dublin (1731) und London (1754).
Johann Kaspar Mörikofer, Bern, 1763
© Bernisches Historisches Museum, Inv. MS 636/MS 2496
׫Hinc Felicitas» – die Medaille der Oekonomischen Gesellschaft Bern
Die Medaille wurde den Siegern der Preisaufgaben verliehen.
Das Motiv spielt ebenso auf die Verdienstmedaille der Republik wie auf den Zweck der Gesellschaft an.
Die personifizierte Freiheit thront auf einem modernen Pflug, darüber die Inschrift «Von hier das Glück».
Unbekannter Maler, Bern, um 1760
© Bernisches Historisches Museum, Inv. 50531
×Gründungsmitglied und erster Präsident der Oekonomischen Gesellschaft Bern
Engel war ein Cousin und enger Freund Hallers.
Der gelehrte Magistrat verfasste Abhandlungen zu Holzwirtschaft und Getreidepolitik.
Auch in seiner praktischen Tätigkeit als Gutsbesitzer nutzte er Hallers Kenntnisse, so bei der Einführung der Kartoffel.
Emanuel Handmann, Bern, 1761
© Privatbesitz, Foto: Burgerbibliothek Bern, Neg. 3451E
×Magistrat mit Giesskanne und Sonnenhut, Buch und Bienenstock
Das Bild ist Ausdruck der Agrarbegeisterung, die die gebildete Gesellschaft erfasst.
Vinzenz Frisching war der untreue Verlobte von Hallers Tochter Marianne.
Er gehört zu den Gönnern der Oekonomischen Gesellschaft, die als Passivmitglied einen Jahresbeitrag zahlen.
Friedr. Oelenhainz, Bern, 1792
© Bernisches Historisches Museum, Inv. 5496
×Magistrat und aktives Mitglied in schwieriger Zeit
Franz Viktor Effinger ist ab 1775 im Grossen Rat und ab 1788 im Kleinen Rat von Bern.
Um 1800 ist er eines der wenigen verbleibenden Mitglieder, die sich für den Fortbestand der Oekonomischen Gesellschaft einsetzen.
Berner Oberland: Ansicht der Tellenburg im Frutigtal
Generell überwiegen im Oberland Viehzucht und Milchwirtschaft.
Das Obersimmental und das Saanenland sind reines Hirtenland.
Im grösseren Teil des Oberlands wird aber auch ein gewisser Anteil an Getreide und Kartoffeln angebaut.
Bäuerliches Alltagsgerät mit reichem Schmuck
Die kleine Melchter weist darauf hin, dass die Milchleistung der Kühe im
18. Jahrhundert erheblich geringer war als heute.
Die Kerbschitzereien zeugen vom Besitzerstolz des Bauern.
Erhalten haben sich die schmucken Geräte, weil sie über Generationen weiter vererbt worden sind.
Oekonomische Gesellschaft
Hallers Vorsitz hebt das internationale Ansehen der Oekonomischen Gesellschaft.
In der Gründungsanzeige lädt die Oekonomische Gesellschaft Bern alle Interessierten, ob Patrizier oder Bauer, zur Mitarbeit ein.
Es werden jedoch nur sehr wenige Bauern Mitglied.
Der Präsident Haller bringt als europaweit bekannter Gelehrter ein weitläufiges Beziehungsnetz in die Gesellschaft ein.
Hallers Ruhm stützte die ökonomisch-patriotische Bewegung.
Haller präsidierte die Oekonomische Gesellschaft 1766, 1768 sowie 1770 bis 1776.
Die Sozietät kaufte 1779 eine vom berühmten Joh. Fr. Funk gehauene Marmorbüste ihres verstorbenen Präsidenten.
Von der verschollenen Originalbüste sind nur Gipsabgüsse erhalten.
Heinrich Rieter, 1786/87
© Bernisches Historisches Museum, Inv. 11668
×Gründungsmitglied, Präsident und hoher Magistrat
Sinner durchläuft die Karriere im Bernischen Staat bis zum Schultheissenamt.
Auf dem Porträt trägt er den Schwarzen Adlerorden des Preussischen Königs.
Als Präsident und hoher Amtsträger verleiht er der Oekonomischen Gesellschaft Prestige.
Oekonomische Gesellschaft
Analysen des Landes und seiner Nutzung bilden die Basis für Verbesserungen.
Damit möchte die Oekonomische Gesellschaft die Erträge der Böden steigern und die Ernährungslage verbessern.
Abhandlungen zu Arten, Sorten und Standortansprüchen sollen der Wahl geeigneter Nutzpflanzen dienen.
Haller bringt als Botaniker seine Fachkenntnis ein.
Haller unterscheidet die Nutzpflanzen nicht nur nach Arten.
Damit steht er im Gegensatz zu Carl von Linné.
Das Blatt zeigt zwei von Haller unterschiedene Sorten der Saatgerste.
Die Unterscheidung ist entscheidend für die Aussicht auf einen «grössern oder geringern Ertrag in einem bestimmten Erdreich».
Das Beschaffen von Saatgut ist von grosser wirtschaftlicher Bedeutung.
Die Oekonomische Gesellschaft stellt einen Rechen zum Abstreifen von Kleesamen vor.
Der Erfinder ist ein Ingenieur aus dem Waadtland.
Er habe mit Hilfe seiner Ehefrau so viel Samen gesammelt, als es in gleicher Zeit «sechzehn Personen mit der Hand thun können.»
Albrecht von Haller, Bern, 1770
© Bernisches Historisches Museum, Inv. 61623
×Neue Pflanzen treiben die Modernisierung der Landwirtschaft voran.
Die Oekonomische Gesellschaft bittet Haller um eine Schrift über Futterpflanzen.
Hallers Katalog enthält alle Futterpflanzen, die bereits in der Schweiz angebaut werden.
Ausserdem listet er alle fremdländischen Pflanzen auf, die er für den einheimi-schen Anbau empfehlen kann.
Oekonomische Gesellschaft
Der gezielte Einsatz von Naturdünger bringt höhere Erträge auf Feldern und Wiesen.
Haller und seine Mitstreiter propagieren den Anbau von stickstoffbindenden Futterpflanzen wie Luzerne und Esparsette zur Verbesserung der Böden.
Damit werden die Kühe im Stall gefüttert; Jauche und Mist werden gezielt als Dünger auf den Feldern ausgebracht.
Die dadurch steigenden Erträge beim Getreide verringern die Häufigkeit von Ernährungskrisen.
Viehseuche
Gegen Viehseuchen empfiehlt Haller polizeiliche Massnahmen statt Zauberei.
Seit dem Spätmittelalter ist die Viehzucht ein wichtiger Wirtschaftszweig in der Schweiz.
Viehseuchen bedrohen im 18. Jahrhundert die Lebensgrundlage eines grossen Teils der Bevölkerung.
Mit Notschlachtungen und Entschädigung der betroffenen Bauern will Haller die Viehseuche eindämmen.
Der Erlass empfiehlt Rezepturen und Aderlass zur Heilung der Viehseuche.
Mit medizinischen Massnahmen gelingt es aber nicht, die Ausbreitung der Seuche zu verhindern.
Anders als zahlreiche Fachkollegen bezeichnet Haller die Beschränkung auf Heilungsversuche zur Seuchenbekämpfung als unverantwortlich.
Als Sanitätsrat prägt Haller das neue Reglement entscheidend.
Gesundheitsscheine, Quarantäne und Notschlachtungen sind keine neuen Massnahmen.
Hallers Konzept berücksichtigt neu aber auch deren Vollzug.
Grosszügige Entschädigungszahlungen sollen die Landleute motivieren, krankes Vieh sofort zu melden.
Albrecht von Haller, 1773
© Bern, Zentralbibliothek der Universitätsbibliothek (ZB UB), ZB H. XXXI. 133 (6)
×Hallers Schrift bildet Grundlage und Kommentar für das neue Reglement.
Haller stützt sich auf internationale Literatur und auf beim Sezieren gewonnene Einsicht.
Die Abhandlung erscheint zuerst in der Zeitschrift der Oekonomischen Gesellschaft.
Französische, lateinische und italienische Ausgaben zeugen von ihrer internationalen Verbreitung.
Emmental, Mitte 18. Jahrhundert
© Bernisches Historisches Museum, Inv. 59078.1–2
×Bannzapfen sollen Mensch und Vieh vor Krankheit schützen.
In Bohrlöcher am Türpfosten werden Dinge mit magischer Wirkung eingelegt und gesegnet.
Hier sind es Naturalien und Verse aus dem Johannes- Evangelium.
Im reformierten Emmental wurden zum «Verzäpfen» Kapuziner aus dem katholischen Luzern geholt.
Oekonomische Gesellschaft
Eine Erfindung aus dem Emmental erlangt europäische Berühmtheit.
Die Oekonomische Gesellschaft Bern macht ein Gerät zum Entfernen von Baumstrünken bekannt.
Haller schreibt in den Göttingischen Gelehrten Anzeigen eine Rezension über die Neuerung.
Die Erfindung des Bauern Peter Sommer wird auch in der berühmten «Encyclopédie» von Diderot und d'Alembert gewürdigt.
Die Ausstockmaschine aus dem Emmental findet internationale Beachtung.
Peter Sommers Erfindung hält Einzug in die grossen ökonomischen Kompendien der Zeit.
Die Darstellung wird aus der Berner Publikation übernommen.
Von verschiedenen Orten Europas kommen Bestellungen und Erfahrungsberichte.
Oek. Gesellschaft Bern(Hrsg.), Zürich, 1760
© Burgerbibliothek Bern, OGG I 378
×Beim Ausstocken wird der Baum samt der Wurzel ausgerissen.
Der Emmentaler Bauer Peter Sommer stellte in Bern eine Maschine vor, die diese Arbeit wesentlich erleichtert.
Die Berner Obrigkeit bestellte sogleich einige dieser Hebegeräfte.
Die Oekonomische Gesellschaft ernannte Peter Sommer zum Ehrenmitglied.
Diderot/d’Alembert, Paris, 1762
© Bern, Zentralbibliothek der Universitätsbibliothek , ZB Lexica 20 / Z 393
×Sommers Erfindung wird in der Pariser «Encyclopédie» vorgestellt.
Haller unterstützt die internationale Verbreitung von Sommers «Hebezeug».
Er rezensiert den Bericht der Oekonomischen Gesellschaft Bern in den Göttingischen Gelehrten Anzeigen.
Dies ebnet den Weg nach Paris in die grosse Enzyklopädie der Aufklärung.
Sechs Jahre lang leitet der Gelehrte Haller ein abgelegenes Bergwerk.
1758 übernimmt Haller die Salzdirektion in Roche, weil sich sonst niemand um diese Stelle beworben hat.
Hallers Aufgabe ist die Aufsicht über das Bergwerk, doch daneben findet er Zeit, sich der wissenschaftlichen Arbeit zu widmen.
Die Jahre in Roche zählen zu den glücklichsten in seinem Leben.
Als Salzdirektor in Roche führt Haller die Verwaltung der Saline vor Ort.
Er ist der Salzverwaltung in Bern unterstellt, die sich um die strategische Leitung des ganzen Salzgeschäfts kümmert.
Als Salzdirektor muss Haller regelmässige Berichte nach Bern liefern.
Haller hat dieses Siegel vermutlich auch benutzt.
Salzdirektor
Als Salzdirektor hat Haller die Aufsicht über den Betrieb des Bergwerks.
Haller ist für die Infrastruktur und die Produktionsabläufe verantwortlich.
Dazu gehört etwa der Unterhalt kilometerlanger Holzleitungen von der Quelle bis zu den Salzpfannen.
Seinen Vorgesetzten muss Haller vierteljährlich Rechenschaft über die Finanzen ablegen.
Haller führt die Buchhaltung des Salzbergwerks – nicht ganz fehlerfrei.
Die Vorgesetzten in Bern verlangen vierteljährlich und jährlich Rechenschaft über die Finanzen.
1760 wird Hallers Rechnung in 17 Punkten beanstandet, gegenüber 59 Mängeln im ersten Rechnungsjahr.
In Bern kritisiert man insbesondere die hohen Briefporti, die Haller ausweist.
Deckelschale aus Zinn mit zwei Kammern
Speisen wurden bei Tisch gewürzt.
Salzgefässe für die Tafel fassen nur kleine Mengen, um Verluste und Feuchtwerden zu vermeiden.
Dem Wert des Inhalts und dem Vermögen des Besitzers entsprechend können die Gefässe aber äusserst kunstvoll gestaltet sein.
Um zu gedeihen, braucht auch das Vieh Salz zum Lecken.
Zum Haltbarmachen von Fleisch und Fisch und für die Käseherstellung werden grosse Mengen Salz gebraucht.
Im 18. Jahrhundert beschreiben Trak-tate, dass auch das Vieh regelmässig Salz braucht.
Wegen des hohen Preises kommen die Tiere aber nur selten in dessen Genuss.
Salzdirektor
Eigene Salzquellen sollen Bern vom Salzimport unabhängig machen.
Seit dem Mittelalter bezieht Bern Salz aus dem Burgund und gerät damit in die Abhängigkeit von Frankreich.
1554 wird in Roche in der bernischen Waadt die erste Salzquelle der Schweiz entdeckt.
Das ab 1685 dort vom Staat Bern produzierte Salz reicht jedoch nicht aus, um auf Importe zu verzichten.
Urkunde, Salins und Bern, 27. Januar 1448
© Bern, Staatsarchiv, Fach: Frankreich 1448 Jan 27.
×Die Versorgung der Bevölkerung mit Salz wird zur Aufgabe des Staats.
Seit dem 15. Jahrhundert überlässt Bern den Salzhandel nicht mehr allein privaten Händlern.
1448 vereinbart Bern mit der Saline von Salins regelmässige Salzlieferungen.
Damit ist der erste Schritt in Richtung auf ein staatliches Salzmonopol getan.
Gregor Bair, Augsburg, 1583
© Bernisches Historisches Museum, Inv. 2338/2339
×Für die Verleihung von Salzrechten erhält Bern ein kostbares Geschenk.
Der Augsburger Kaufmann Zobel ist Pächter der Salinen in Aigle und Roche.
1583 wird sein Vertrag vom Berner Rat um zehn Jahre verlängert.
Als Dank für das einträgliche Geschäft schenkt er der Stadt dieses dreiteilige silberne Prunkgeschirr.
Mandat, Bern, 18. September 1722
© Bernisches Historisches Museum, Inv. 59453
×Verstösse gegen das bernische Salzmonopol sind bei Strafe verboten.
Um die Versorgung während des Dreissigjährigen Kriegs zu sichern, verstaatlicht Bern den Salzhandel.
Das Verbot des privaten Handels wurde 1701 bestätigt.
Da das Verbot immer wieder missachtet wird, versucht man es mittels Strafandrohungen durchzusetzen.
Emanuel Gruber, Bern, 1746/47
© Bernisches Historisches Museum, Inv. 928
×1623 wird der Salzhandel verstaatlicht und die Salzkammer eingerichtet.
Links sind die Wappen der Salzdirektoren aus dem Kleinen Rat eingefügt, rechts die Wappen der Direktoren aus dem Grossen Rat.
Die untere Gruppe enthält die Wappen der Kassenverwalter.
Ausserdem sind Salzmagazine abgebildet.
Die Zeichnung zeigt ein Sudhaus in Roche vor Hallers Amtszeit.
Die riesigen überdeckten Salzpfannen werden von unten befeuert.
Darin wird die Sole verdampft.
Das zurückbleibende Salz wird herausgeschaufelt und zum Trocknen ausgelegt.
Haller beschreibt seine Versuche zur Optimierung der Salzgewinnung.
Haller rät, die Wälder zu pflegen und mit Holz sparsam umzugehen.
Er versucht, die Sole an der Sonne zu trocknen, wie dies am Meer schon lange üblich ist.
Hallers Abhandlung wird in sechs Ausgaben publiziert, doch seine Methode setzt sich nicht durch.
Salzdirektor
Mit Gradierwerken wird die Konzentration der Sole erhöht.
Die Salzquellen bei Aigle, Roche und Bex liefern nur eine schwach salzhaltige Sole.
Diese wird deshalb im Gradierwerk über riesige Reisig- oder Strohbündel geleitet, wobei ein Teil des Wassers verdunstet.
Allerdings erfordert der Bau eines Gradierwerks ebenfalls eine grosse Holzmenge.
Salzdirektor
Das salzhaltige Wasser wird über Holzfeuern in riesigen Pfannen verdampft.
Für die Gewinnung einer Tonne Salz benötigt man eineinhalb Tonnen Holz.
Die Pflege der umliegenden Wälder und die Versorgung mit Holz ist für den Betrieb einer Saline von zentraler Bedeutung.
Um den enormen Holzverbrauch zu senken, versucht Haller, die Salzsole an der Sonne zu trocknen.
Salzdirektor
In seinen späteren Jahren befasst sich Haller mit der Entwicklung des Embryos.
Haller geht der Frage nach, ob der ganze Körper schon bei der Befruchtung angelegt ist oder sich erst im Ei herausbildet.
Die Beobachtungen dazu lassen sich am besten an den Eiern von Hühnern durchführen.
Noch heute wird die Embryologie anhand des Hühnereis unterrichtet.
Mit der Beobachtung des Hühnereis wird Haller zum führenden Embryologen.
Haller schliesst aus seinen Untersuchungen, dass der Körper schon zu Beginn angelegt ist.
Diese Forschungen sind so kompliziert, dass nur Haller und sein Gegner Kaspar Wolff in St. Petersburg die Sache wirklich verstehen.
Dank seiner Autorität setzt sich Hallers Ansicht weitgehend durch.
Haller benutzte sein Mikroskop wohl vor allem in der Anatomie.
In der Embryologie setzt er das Mikroskop nur selten ein, da er optische Verzerrungen befürchtet.
Für stundenlanges Beobachten am Hühnerei bevorzugt er eine freistehende Lupe.
Sie lässt ihm die Hände frei für Notizen und Eingriffe am Ei.
Der grosse Gelehrte
Hallers Leistung beruht auf Fleiss, systematischer Arbeitsweise und origineller Forschung.
Im Laufe seines Lebens schrieb Haller
15’000 Briefe, 25’000 Seiten vorwiegend wissenschaftliche Texte und 9000 Rezensionen.
Sein umfangreiches Wissen organisierte Haller mit Hilfe von Notizzetteln und Zusammenfassungen.
Die Unterlagen dienten ihm für seine Veröffentlichungen und zum Entwickeln zukünftiger Forschungsziele.
Lesen und Schreiben gehören für Haller untrennbar zusammmen.
Zeit seines Lebens fasst Haller beurteilend zusammen, was er gelesen hat.
So baut er sein Wissen fortlaufend aus.
Das Schreibzeug aus Roche-Marmor trägt das von Haller geliebte Schmetterlings-Motiv, Sinnbild für Wandel und Weiterleben.
Albrecht von Haller, 1730–1750
© Burgerbibliothek Bern, N Albrecht von Haller 24
×Der Band enthält Zusammenfassungen aus anatomischen Büchern.
Mit Registern aus Spielkarten gliedert Haller sein durch Lesen erworbenes Wissen.
Seine eigene Forschung hält er in Protokollen fest, die er ebenfalls mit Registern versieht.
Für seine Publikationen stellt er das Gelesene kritisch den eigenen Resultaten gegenüber.
Albrecht von Haller, 1777
© Burgerbibliothek Bern, N Albrecht von Haller 89
×Diese Zettel sollen sich bei Hallers Tod auf seinem Schreibtisch befunden haben.
Auf ihnen notierte Haller Erkenntnisse aus der neusten Literatur, um sie in Neuauflagen seiner Schriften einzuarbeiten.
Haller betonte stets, dass die Wissenschaft unaufhaltsam fortschreitet.
Die losen Zettel sind Zeichen des sich dauernd erweiternden Wissens.
Albrecht von Haller, Zürich, 1774–1777
© Burgerbibliothek Bern, Haller D 39
×Haller möchte die Literaturkenntnis der Forscher verbessern.
Er beklagt, dass schlecht informierte Forscher veraltetes und nebensächliches Wissen hervorbringen.
In 10 Bänden stellt er die gesamte Literatur der Medizin und Botanik mit Kommentaren vor.
Haller bespricht 50’000 Titel von der Antike bis in seine Zeit.
Bronzebüste, Paris, Ende 18. Jahrhundert
© Bernisches Historisches Museum, Inv. 38568
×Haller kämpft mit der Bibel gegen den scharfsinnigen Freigeist.
Voltaires schliesst ein Eingreifen des Schöpfergottes in das irdische Geschehen aus.
Haller ficht dagegen in seinen «Freigeisterbriefen» für Gott als Richter und Erlöser.
Voltaire wirft er vor, er missbrauche seine Geistesgaben zur Manipulation der Leser.
Bronzebüste, Paris, Ende 18. Jahrhundert
© Bernisches Historisches Museum, Inv. 38569
×Haller hält den demokratischen «contract social» für unmöglich.
Hallers Idealisierung der Schweizer Hirten im Alpengedicht rückt ihn in die Nähe Rousseaus.
Rousseaus Glaube an die Wahl der Bürger im Sinne des Gemeinwohls ist für Haller eine Illusion.
Der wahre Herrscher in der Demokratie sei der «beglaubte» Redner des Tages.
Haller schreibt In seinem Leben 15’000 Briefe – jeden Tag mindestens einen.
Haller empfängt aber auch etwa ebenso viele Briefe.
Durch seinen Schriftverkehr ist Haller mit der Gelehrtenwelt in ganz Europa verbunden.
Im März 1771 erhält Haller innerhalb von zehn Tagen zwölf Briefe aus allen Himmelsrichtungen.
Einer von Hallers Briefpartnern in seiner Schreibstube
Der Berner Arzt J. F. von Herrenschwand reicht den soeben beendeten Brief seiner Frau zum Versiegeln.
Herrenschwand ist praktizierender Arzt und Leibarzt verschiedener Herrscher in Europa.
Brieflich stand er dem kranken Haller in dessen letzten Lebensjahren bei.
Im vorderen Felleisen verstaut der Postreiter die Briefe.
Ein gut ausgebautes Postnetz erlaubt einen raschen Briefwechsel in ganz Europa.
Dazu verhelfen genügend Stationen zum Wechsel der Pferde und die Koordination der Postkurse.
Um Zeit zu gewinnen, gibt Haller seine Briefe kurz vor Abgang der Post auf.
Der grosse Gelehrte
Hallers Netzwerk erstreckt sich über die Gelehrtenwelt Europas.
Um die Mitte des 18. Jahrhunderts sind Gebildete in ganz Europa durch Briefe, Zeitschriften und Sozietäten verbunden.
Hallers Briefwechsel zählt zu den umfangreichsten seiner Zeit; er erstreckt sich von Moskau bis Dublin und von Stockholm bis Malaga.
Albrecht von Haller wird im Laufe seines Lebens Mitglied von 32 Sozietäten.
St. Petersburg, 29. Dezember 1776
© Burgerbibliothek Bern, N Albrecht von Haller 97 (59)
×Haller wird Mitglied in sämtlichen wichtigen Gesellschaften Europas.
Er erhält ehrenvolle Ernennungen in
ganz Europa, von Edinburgh bis nach
St. Petersburg.
Einige Aufnahmen kommen auf gegenseitige Empfehlung zustande.
So vermittelt Haller dem Direktor des Botanischen Gartens Florenz Mitgliedschaften in Göttingen und Berlin.
Edinburgh, 3. November 1772
© Burgerbibliothek Bern, N Albrecht von Haller 97 (49)
×Haller erhält Ehrungen in ganz Europa
Aufnahmediplom der Ärztegesellschaft zu Edinburgh
Padua, 1. September 1773
© Burgerbibliothek Bern, N Albrecht von Haller 97 (52)
×Die Società d’Agricoltura in Padua ernennt Haller 1773 zum Mitglied.
Aufnahmediplom der Ackerbaugesellschaft zu Padua
Florenz, 27. Dezember 1759
© Burgerbibliothek Bern, N Albrecht von Haller 97 (19)
×Haller erhält die Mitgliedschaften teils im Gegengeschäft.
Aufnahmediplom der Botanischen Gesellschaft zu Florenz
18. Januar 1776
© Burgerbibliothek Bern, N Albrecht von Haller 97 (57)
×Die Akademie will den Nutzen der Heilkunde für den Menschen fördern.
Aufnahmediplom der Königlichen Medizinischen Gesellschaft Paris
Stockholm (?), 1. September 1750
© Burgerbibliothek Bern, N Albrecht von Haller 96 (45)
×Die Royal Society in London ist das Vorbild vieler Akademien – auch der Schwedischen.
Aufnahmediplom in die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften
Chefredakteur
Haller stellt neue Ansprüche an eine wissenschaftliche Zeitschrift.
Bisher ermunterten sich die Gelehrten in Buchbesprechungen gegenseitig und übten wenig Kritik.
Haller versteht sich als Fachmann in Medizin, Naturwissenschaft und Literatur; er fällt kritische Urteile.
Im Verlauf seines Lebens bespricht er 9000 Bücher aus zehn Sprachen.
Späte Jahre
Nur dank Opium kann Haller schmerzfrei an seinen letzten Schriften arbeiten.
Als sein Harnwegleiden zunimmt, stimmt Haller widerstrebend einer Behandlung mit Opiumein-läufen zu.
Sorgfältig notiert Haller die Wirkung des Opiums auf seinen Körper.
Die Behandlung verschafft ihm schmerzfreie Stunden, die er für unzählige Publikationsprojekte nutzt.
Albrecht von Haller, Göttingen, 1777
© Burgerbibliothek Bern, Haller C 29
×Haller muss die Opiumdosis laufend erhöhen und wird abhängig.
Mit wissenschaftlicher Präzision beschreibt er die Wirkung des Opiums auf seinen Körper.
Haller notiert die euphorische Wirkung und die nachfolgende Niedergeschlagenheit.
Entscheidend ist für ihn, dass sein Gedächtnis und die geistige Leistung unvermindert bleiben.
Kaiser Joseph II.
Kaiser Joseph II. besucht in Bern nur Haller – die Berner Regierung übergeht er.
Auf der Rückreise von Frankreich nach Wien macht Kaiser Joseph II. Zwischenhalt in Bern.
Mitglieder der Berner Regierung möchten dem Kaiser ihre Aufwartung machen.
Der Kaiser beehrt jedoch einzig den Gelehrten Haller mit einem Besuch in dessen Studierzimmer.
Hoch über der Aare mit freiem Blick auf den Gurten und die Alpen
Albrecht von Haller wohnte hier von 1775 bis zu seinem Tod im Jahr 1777.
Das elegante Stadthaus mit der grossen süd-seitigen Terrasse wurde Anfang
18. Jahrhundert gebaut.
Die heutige Adresse des 1911/12 abgerissenen Hauses wäre Kochergasse 5, Hotel Bellevue.
Das kleine Porträt zeigt Haller in Hausmantel und Mütze.
So gekleidet empfing Haller auch Kaiser Joseph II. bei sich zu Hause.
Die Charakterstudie von unbekannter Hand zeigt den alten Herrn zwar mit etwas verschwommenen Zügen.
Der Ausdruck wacher Spannung deutet aber auf einen noch immer regen Geist.
Unbekannter Maler, vor Dezember 1777
© Privatbesitz, Foto: Burgerbibliothek Bern, Neg. 2420
×Das Aquarell zeigt Haller in Hauskleid und Mütze während seiner letzten Krankheit.
Der Porträtist stellt Haller mit spitzen Gesichtszügen von der Seite dar.
Der Physiognom Lavater hatte Hallers Charakterprofil als «Urbild unter den Gelehrten» gerühmt.
Der skeptische Haller entgegnete, Lavater habe seine Geistesgaben wohl eher aus seinen Schriften als in seiner Silhouette erkannt.
Kaiser Joseph II.
Kaiser Joseph II. besucht in Bern nur Haller – die Berner Regierung übergeht er.
Auf der Rückreise von Frankreich nach Wien macht Kaiser Joseph II. Zwischenhalt in Bern.
Mitglieder der Berner Regierung möchten dem Kaiser ihre Aufwartung machen.
Der Kaiser beehrt jedoch einzig den Gelehrten Haller mit einem Besuch in dessen Studierzimmer.
Sigmund Freudenberger, Bern, 1773
© Privatbesitz, Foto: Burgerbibliothek Bern, Neg. 2407E
×Der grosse Gelehrte im reifen Alter von 65 Jahren
Freudenberger malte das Brustbild als Vorlage für die Druckvervielfältigung.
Haller schickt es dem Stecher Bause nach Leipzig mit dem Kommentar «Man sagt es sei gut und ähnlich».
Der Nordstern-Orden, den Haller erst 1776 erhielt, wurde nachträglich hinzugemalt.
Maler unbekannt, nach 1773, evtl. Ende 19.Jahrhundert
© Privatbesitz, Foto: Burgerbibliothek Bern, Neg. 3995
×Die kleine Kopie folgt deutlich dem Bildnis von Freudenberger.
Sie war 1877 zu Hallers hundertstem Todestag in der Stadtbibliothek Bern ausgestellt.
Da der Orden fehlt, könnte das Bild vor 1776 direkt nach dem Porträt von Freudenberger gemalt worden sein.
Vielleicht wurde es auch später anhand einer unbekannten Kopie gefertigt.
Nach Hallers Tod wird sein gesamter Bücherschatz verkauft.
Albrecht von Haller erliegt am 12. Dezember 1777 seinem Harnwegleiden.
Zu Hallers Nachlass gehört eine der grössten Privatbibliotheken des 18. Jahrhunderts.
Mangels Interesse in Bern organisiert Sohn Gottlieb Emanuel Haller den Verkauf der ganzen Bibliothek an Kaiser Joseph II.
Hallers Atlas ist eine wichtige Vorlage für die Wachsmodelle.
Die Sammlung in Wien umfasst über 1000 Objekte.
Die Präparatoren sind erfahrene Anatomen, die nach den besten Abbildungswerken der Zeit Modelle von höchster Qualität fertigen.
Die Darstellung der Gefässe übernehmen sie unverändert aus Hallers Atlas.
Salomon Gessner, Zürich, nach 1777
© Privatbesitz Werner Siegenthaler, Wetzikon
×Ein fiktives Denkmal zeugt von der Wertschätzung, die Haller geniesst
Die schlichte, monumentale Anlage in idyllischer Umgebung verbildlicht den Gegensatz von Natur und Kultur.
Gessners Bild spiegelt wesentliche Züge von Hallers geistiger Gestalt.
Ein reales Grabdenkmal erhielt Haller aber nie; nicht einmal sein Grab blieb erhalten.
Gipsabguss nach Sebastian Caldelari, 1803
© Bernisches Historisches Museum, Inv. 20943
×Der in Paris tätige Bildhauer Sebastian Caldelari zeigt Haller als antiken Gelehrten.
Hallers Sohn Rudolf Emanuel gibt 1803 eine Marmorbüste seines Vaters in Auftrag.
Die Büste steht für kurze Zeit im Botanischen Garten und wird bald durch einen Bronzeabguss ersetzt.
Das hier ausgestellte Exemplar ist einer von mehreren Gipsabgüssen.
Pieter Recco, Bern, 1818
© Bern, Naturhistorisches Museum, Inv. 120 1003 10
×Von Haller ermuntert, wird Wyttenbach selbst ein bekannter Alpenforscher.
Interessierte Alpenreisende besuchen Pfarrer Wyttenbach in Bern, unter ihnen auch Goethe.
Enzian, Alpenbock und Bergkristall zeigen die Sammlungsinteressen Wyttenbachs.
Im Hintergrund rechts erkennt man Caldelaris Hallerbüste.
BHM Bern / Ringier TV Zürich,
November 2008
Interviews mit drei Medizinern
Die drei Mediziner äussern sich zu Nutzen und Grenzen von Tierversuchen.
Hubert Steinke, Medizinhistoriker, beurteilt Hallers Tierversuche aus historischer Perspektive.
Markus Deutsch, Verein Ärzte für Tierschutz, erachtet die meisten Tierversuche als unnötig.
Der Neurologe Martin Schwab führt für seine Forschungen selbst Tierversuche durch.
Dr. Hubert Steinke
Oberassistent am Institut für Medizingeschichte der Universität Bern
Prof. Dr. Martin Schwab
Direktor des Instituts für Hirnforschung der Universität Zürich der Universität Zürich
Dr. Markus Deutsch
Arzt und Vorstandsmitglied der Vereinigung Ärzte für Tierschutz